Zusammenfassender Bericht der wissenschaftlichen Begleitung 2006 - 2013 – NZL
Lesen macht stark; Mathe macht stark
Artikelnummer: 10/2014
Autorinnen/Autoren: G. Ramm, T. Riecke-Baulecke, C. Frauen, A. Heinze, O. Köller, J. Möller, K. Rogalski, J. Sominka
Erscheinungsdatum: Oktober 2014
Seitenzahl: 89
Datenträger: auch als PDF zum Download
Lesen ist die Grundvoraussetzung für erfolgreiches Lernen und eine Schlüsselqualifikation, die nicht nur in der Schule und in der Ausbildung von Bedeutung ist. Zusammen mit Grundfertigkeiten in der Mathematik sind Lesekompetenzen zentrale Voraussetzungen für die Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass zu viele Schulabgänger das Sinn entnehmende Lesen im Laufe ihrer schulischen Laufbahn nicht lernen. Damit ergeben sich für diese Jugendlichen Risiken für den erfolgreichen Übergang in die berufliche Erstausbildung. Hier setzt das schleswig-holsteinische Projekt „Niemanden zurücklassen – Lesen macht stark“ an. Ziel ist die Verbesserung der Lesekompetenz, konkret: eine deutliche Reduzierung der Risikogruppe durch gezielte Unterstützung (vgl. http://nzl.lernnetz.de).
Begonnen wurde das Projekt im Schuljahr 2006/07 an 50 damaligen Hauptschulen mit besonderen Belastungen. Aufgrund der großen Resonanz ist das Projekt in den Folgejahren
für alle Regional- und Gemeinschaftsschulen geöffnet worden. „Niemanden zurücklassen – Lesen macht stark“ ist damit eines der größten Leseprojekte in Deutschland, das einer regelmäßigen wissenschaftlichen Evaluation unterliegt.
Die Ausgangslagen der Schülerinnen und Schüler hinsichtlich ihrer Lesekompetenz wurden im Bericht von 2006 den Schulen und der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Jahr 2008
konnten dann erstmalig Effekte des Programms auf die Steigerung der Lesekompetenz analysiert werden. Dabei zeigte sich, dass die Lesekompetenzzuwächse von der 5. zur 6.
Jahrgangsstufe in den Projektschulen weit überdurchschnittlich waren und das Programm offenbar auch im motivationalen Bereich bei den Lernenden Früchte trug. Die Begleitung dieser Kohorte bis in die Jahrgangsstufe 8 zeigte die Zuwächse in der Lesekompetenz von Jahr zu Jahr. Allerdings fallen die Zuwächse an den Schulen sehr unterschiedlich aus. Die Evaluation der Umsetzung von „Lesen macht stark“ zeigte, dass es möglich und lohnenswert ist, individuelle Förderung zum roten Faden der Unterrichts- und Schulkultur zu machen. Dass tatsächlich die Leseförderung nach dem Praxisfahrplan des Projektes im Vergleich zu anderen Förderungsarten besonders wirksam ist, wird in diesem Bericht erstmals mithilfe einer speziellen Evaluation an 20 Schulen dargestellt.
Niemanden zurücklassen in der Sekundarstufe I – Ergebnisse 2006 - 2013 Im Schuljahr 2008/09 wurde mit der zweiten Säule „Mathe macht stark“ an 80 Schulen begonnen. Auch hier dehnte sich das Projekt in den Folgejahren aus, auf rund 5.000 Schülerinnen und Schüler an 157 Schulen, die an einer gezielten Förderung im Fach Mathematik „Mathe macht stark“ und an Evaluationen teilnahmen. Die Auswertung der Testergebnisse für den ersten und zweiten Durchgang belegt die Wirksamkeit der gezielten Förderung im Fach Mathematik: Die leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler, die eine Förderung erhalten haben, konnten sich deutlich verbessern und gegenüber den leistungsstärkeren aufholen. Die Evaluation der Umsetzung an den Schulen belegt eine hohe Akzeptanz des Projektes unter Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften.
Die Erfolge von „Lesen macht stark“ und „Mathe macht stark“ haben zum Aufbau des Projekts für Grundschulen geführt. Inzwischen sind durch Evaluation begleitete Unterstützungsmaßnahmen für die Leseförderung und Förderung in Mathematik an Grundschulen in Schleswig-Holstein in Erprobung.
Der vorliegende Bericht fasst die verschiedenen Evaluationsberichte aus der Sekundarstufe I zusammen und ergänzt diese um aktuelle Befunde.